Mittwoch 09.04.2008 Kiltybardan - Keshcarrigan - Leitrim
Bootsfahrzeit: 4,5 Stunden
Motto des Tages: 16 ohne Drehen, noch mal Eisvögel, Regenbögen, eine weibliche Zweiercrew aus dem Freistaat, Poton in der Fahrrinne, Schlemmen in Leitrim
Auch diese Nacht war kühl, aber der Tag wird so mild wie gestern. Sonne und Wolken wechseln sich morgens ab. Das Wasser ist spiegelglatt bis ein leichter Schauer den See mit Ringen versieht. Schwalben jagen flach über dem Wasser fliegend.
Wir fahren zurück zum St. Johns Lough und weiter westwärts. Nach zwei weiteren flachen und sehr kleinen Seen, Muckros Lough und Lough Marrave, führt die Navigation zu dem kleinen Ort Keshcarrigan; Ceis Charrigan, wicker causeway of the little rock.
Über allem ragt mit abgeflachter Spitze am Nordufer der Slieve Anierin; Sliabh an Iarainn; (Karte 3 ) ein Berg vornehmlich aus Sandstein mit eingelagerten Eisenbänder, imposanten Klippen und nahezu symmetrischen Parzellen angepflanzter Nadelwälder an seinen Flanken im Süden und Osten. Aber es gibt hier auch ein Relikt des älteren Waldes mit 500 Jahre alten Eichen beim südöstlich gelegenen Aughacashel.
Ca. 1,5 Kilometer WSW von Keshcarrigan liegt der Sheebeg Hill (Karte 4 ) , auf den man von Osten kommend quasi zufährt. Auf ihm befindet sich ein größerer Cairn (Steingrab). In den 1930ern wurde der Cairn geöffnet und im Innern des passage tomb die Skelette eines Mannes und einer Frau gefunden. Lokale Überlieferungen sehen es als Bestattungsplatz von Finn McCool; Fionn MacCumhaill; dem legendären Führer der Fianna. Im 18. Jahrhundert hatte ein örtlicher Gutsbesitzer eine Statue von Fionn MacCumhaill auf dem Cairn errichten lassen. Diese wurde jedoch zweimal durch einen Sturm zerstört, was die örtliche Bevölkerung als Werk der Feen und Elfen, die sich gestört fühlten, ansah. Eine moderne Statue von Fionn befindet sich heute am Ortseingang.
Westlich des Slieve Anierin liegt der Lough Allen, an dessen Westufer die Arigna Mountains mit Kilronan und Corrie Mountain (Slentannasaggart) (426 m) aufragen. Zwischen beiden Höhenzügen verläuft das Tal des Arigna Rivers. Von Keshcarrigan aus sind diese Höhenzüge mit ihren Windkraftanlagen in Richtung Nordwesten zu sehen.
Nach einer Pause (wir waren wieder das einzige belebte Boot am Anleger) geht es durch die eng gemarkerte Navigation weiter zur Wasserscheide im Lough Scur. Ab hier wird die Navigation vom Wasser des Aghacashlaun River gespeist. Nach dem See durchfahren wir einen "rocking cut", einem mühselig vertieften Felsendurchbruch.
Im flachen Drumleague Lough versperrt ein Ponton von WI die Fahrrinne. Wir müssen warten und das Boot auf der Stelle halten, bis das Arbeitsboot die Arbeitsplattform kurzzeitig aus der Fahrrinne zieht. Nachdem wir passiert haben, reparieren die Mitarbeiter von Waterways Ireland weiter einen der Marker.
Nun geht es durch einen kanalisierten Abschnitt über acht Schleusen hinunter zum Shannon und dem Ort Leitrim, vorbei an dem am südlichen Ufer gelegen Sheemore (Karte 4 ) mit seinen drei ungeöffneten Cairns. Auf dem größten von ihnen wurde ein nachts leuchtendes Kreuz errichtet.
Der Blick auf Sheemore und zwei kleinere Schauer mit dafür umso größeren Regenbögen begleiten uns während des Schleusens. In Kilclare begegnet uns das erste und einzige belebte Boot des Tages, mit einer weiblichen Zweier-Crew und einer überdimensionalen Freistaat-Bayern-Fahne sowie einer ungewöhnlichen Leinentechnik beim Schleusen und einer noch ungewöhnlicheren Bankmooringtechnik während der Fahrt am Kanalufer. Mit Leitrim erreichen wir zum ersten Mal den Shannon, ohne dass wir eine einzige der 16 Schleusen drehen mussten!
Wir legen im kleinen Privathafen vom Leitrim Marina Hotel an und relaxen im Restaurant bei einem vorzüglichen Abendessen.
Donnerstag 10.04.2008 Leitrim - Carrick-on-Shannon - Jamestown Canal - Carnadoe Quay
Bootsfahrzeit: 3,7 Stunden
Motto des Tages: Sicherungswechsel, Doon of Drumsna, Gerda und Slieve Anierin mit Schnee
Nach einer kühlen Nacht beginnt der Tag mit Sonne, aber die Wolken verheißen Schauer. Den heftigsten entgehen wir während der Mittagspause. Der Tag wird wieder kühler als die vergangenen zwei Tage.
Mit Start in Leitrim südlich von Slieve Anierin, Lough Allen und den Arigna Mountains (Im Foto rechts im Hintergrund) erreichen wir den Shannon-Korridor.
Die Landschaft im nördliche Flussabschnitt ist von weiten Überflutungsflächen des Shannon und den Drumlins, die sich in einem Gürtel von den Ballinamore Lowlands aus erstrecken, geprägt.
Binsendurchzogenes Weideland und Feuchtgebiete säumen den Flußlauf nach Carrick-on-Shannon. Nur wenige Gebäude lassen sich direkt am Fluss finden. Die Menschen haben aus Angst vor Hochwasser ein sicheres Siedeln auf den weiter vom Fluss weg liegenden Hügeln bevorzugt. Dieses alte Wissen scheint den Initiatoren und Beteiligten einiger neuerer, ziemlich gewagter Immobilienprojekte in der Auenlandschaft unbekannt zu sein.
Eine Vielzahl von Entwässerungsgräben durchziehen das flache Weideland und der Shannon windet sich in großen Bögen durch diese einzigartige Flussauenlandschaft, in der Bäume nur spärlich zu finden sind.
Mehr als 220 km des Shannon sind zwischen der Mündung des Quellflusses in den Lough Allen und Limerick schiffbar. Die oberirdische Quelle des unterirdisch im Kalkgestein sich sammelnden Shannon liegt 152 m über dem Meeresspiegel.
Zwischen Leitrim und Killaloe (Lough Derg) werden ca. 12 m Gefälle überwunden, so dass auf einer Strecke von 185 km nur fünf Schleusen (Albert Lock, Roosky, Tarmonbarry, Athlone, Victoria Lock) notwendig sind.
In weiten Bereichen der Navigation handelt es sich also um einen gemächlich dahinfließenden Fluss mit einer Reihe von kleineren und größeren Seen. Lough Ree mit seinen ca. 28 km und Lough Derg mit seinen ca. 39 km sind hierbei vor Lough Allen mit über 17 km die größten.
Außer im Lough Allen Canal und im Jamestown Canal bewegen wir uns auf natürlich entstandenen und fließenden Gewässern, in einer vom Fluss geprägten Landschaft ohne Dämme und Deiche mit einer einzigartigen Flora und Fauna.
Wir folgen dem Shannon nach Carrick-on-Shannon, früher Carrickdrumrusk; Carra-Drum-rusk; Wehr von Drumrusk; einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und einem spät besiedelten Städtchen.
Hier machen wir für einen Einkauf auf dem Farmer´s Market halt.
Währenddessen repariert ein Mechaniker von Carrick Craft ein kleineres elektrisches Problem. Zügiger, als erwartet, fahren wir weiter.
Südlich von Carrick-on-Shannon windet sich der Fluss in großen Bögen um Drumlins und Hügeln aus härteren Gesteinen herum, die das Wasser aufgestaut haben und so im Rückstau flache Seen entstehen ließen.
Ein Beispiel für solch eine Blockade und das frühere Aufstauen des Flusslaufes ist an der Rosebank Marina südlich von Carrick-on-Shannon zu sehen. Vermutlich waren hier die Hügel beider Ufer ursprünglich miteinander verbunden, bis sich der Fluss einen Weg durchgegraben hatte. Nacheinander wurden die den Fluss blockierenden Erdmassen aus dem Weg geräumt und in den Seen dort wieder abgelagert, wo das Wasser ruhiger fließt. So sind die Seeufer teilweise mit einer dicken Schicht von Tonerde bedeckt, auf der kaum etwas anderes als Binsen gedeihen.
Vor Jamestown biegt die Navigation in den Jamestown Canal ab. Wir legen direkt am Kanalanfang an. Gerda, eine aufdringliche Ente ist kaum davon abzuhalten, unser Boot zu stürmen.
Hier im Bereich von Drumsna vor dem Einbiegen in den Kanal begleiten uns - vom Boot aus sichtbar - am südlichen Ufer Überreste der Nebenwälle eines prähistorischen Fort: Doonarah; Dun a'Ratha; Festung auf einem Schutzwall; heute "Doon of Drumsna" genannt.
Er wurde errichtet, um die königlich keltischen Herrscher von Connacht (Connaught; Coonacht) in Rathcroghan (Cruachan) gegen Eindringlinge aus dem Norden zu schützen.
Hier im Bereich um Drumsna befanden sich die einzigen Stellen im Shannon nördlich von Athlone, die durchwatet werden konnten. Dieses erklärt übrigens auch, warum später der Bau des Jamestown Canal für die Navigation notwendig war.
Nordöstlich vom Doon of Drumsna und den Furten im Shannon erstreckte sich eine sumpfige Moorfläche. Sie war nahezu unpassierbar, nur über zwei Kämme aus eiszeitlichen Ablagerungen zu durchqueren. Beide dieser Wege führten zu Toren im Hauptbefestigungswall, der nördlich vom Jamestown Canal liegt. Er ist 30 m breit und 6 m hoch.
Läuft man vom Anleger im Jamestown Kanal nach Jamestown selbst, so führt die untere Straße teilweise auf dem Wall. Auf beiden Seiten des Hauptwalls befinden sich parallel dazu weitere Wälle. Darüber hinaus sind weitere Befestigungswälle an einigen Stellen am Ufer des Shannon zu finden, wahrscheinlich um hier eine Landung mit Booten zu verhindern.
Es wird geschätzt, dass ca. 10 000 Menschen 2 Jahre mit dem Bau der Anlagen beschäftigt waren, dass 50-60 000 Bäume verbaut wurden und 150.000 m³ Erde bewegt wurden. Was für eine Leistung in dieser Zeit, als Bagger noch unbekannt waren! Datiert wird die gesamte Befestigungsanlage in die Eisenzeit 2000 v. Chr. oder früher, in die Zeit von Queen Maebh of Connacht.
Es geht weiter zunächst Richtung Südosten durch den Jamestown Kanal. Am Ende von diesem befindet sich die Albert Lock. Wir erreichen wieder den Shannon, der von Drumsna kommt und biegen mit Blick auf eine häßliche Kunststofffabrik in Richtung Süden ab. Es folgen teilweise größere Seen mit Lough Tap, Lough Boderg, Lough Bofin.
Wendet man sich auf Lough Boderg Richtung Westen, gelangt man in die Carnadoe Waters. Der Blick Richtung Norden zeigt uns, dass auf Slieve Anierin Schnee liegt.
Nach ein paar Windungen der Zuflussmündung erreicht man nach der Verlandungszone den an einer Brücke gelegenen Carnadoe Quay. Der Anleger ist fast vollständig mit verlassenen Booten belegt, die dort saisonal bedingt geparkt" sind. Aber wir finden noch einen freien Platz und übernachten hier (Karte 5 ).
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