18.04.2006 Lanesborough - Roosky - Kilglass
Bootsfahrzeit: 6,7 Stunden
Am nächsten Morgen kurze Diskussion. Trödelfahrt Richtung Norden oder Ausflug über Lough Ree? Da wir Urlaub haben und im Prinzip keinen unnötigen Zeitdruck wollen, das Wetter auch nicht gerade einlädt, beschließen wir unseren südlichen Wendepunkt einzuleiten. Wir fahren Richtung Tarmonbarry zurück, und da das Osterwochenende vorbei ist, begegnet uns bis dort auch kein Boot. Der junge Schleusenwärter in Tarmonbarry glänzt durch Arroganz und Weggucken. Der arme Kerl! Wir tuckern weiter gegen die Strömung und erreichen mittags Roosky.
Tony begrüßt uns nach der Mittagspause freundlich, als ob wir Stammkunden wären, und wir bekommen eine direkte Durchfahrt durch die Lifting-Bridge. Weiter bis zur Einfahrt in die Carnadoe-Waters mit wieder abgebautem Bügel. Die Durchfahrt ist problemlos. Es fängt an, leicht zu regnen, aber ich genieße es. Bis Kilglass wechselt häufig der Blick und wir gleiten durch schmale Durchstiche und kleine Seen.
Wir sind das einzige Boot in Kilglass. Der Steg ist in einem schlechten Zustand und die Gangway zum Land komplett abgesoffen.
Der Regen hat aufgehört. Wir relaxen und hören den Vögeln zu. Auf einem Schild steht geschrieben: "The children of Kilglass say: Please don’t shoot our ducks!" Machen wir nicht. Bei uns gibt es Lamm mit Rosmarin-Sahne-Philadelphia-Soße.
19.04.2006 Kilglass - Mountain River - Kilglass
Bootsfahrzeit: 1,1 Stunden
Ausgeschlafen und frisch erwacht bestaune ich die Morgenstimmung. Der See liegt versunken im traumhaften Nebel. Im Schilf sind die Schwäne gerade noch zu erkennen. Angler lassen ein Boot zu Wasser und entschwinden in den dichten Schleiern.
Die Sonne schickt langsam ihre wärmenden Strahlen und es beginnt sich zu lichten. Ein Kuckuck ruft. Die Insel im See wird wieder entzaubert. Den Vormittag vertrödeln wir.
Gegen Mittag brechen wir auf und fahren über den See zum Mountain River. Eine grandiose Landschaft! Sanft windet sich der Fluss. Wir fahren bei Sonnenschein bis zu dem Abzweig im Schilf und wenden auf engstem Raum. Langsam geht es zurück und wir legen wieder in Kilglass an.
Eier mit Speck gibt es diesmal im Hagelschauer lieber unter Deck.
Wir beobachten einen Hecht beim Jagen und freuen uns über dieses schöne Fleckchen Erde. Willi angelt ein bisschen und wir reißen Witze über die Haiopeis, die sich unter dem Steg über die Vorführung der Kunstköderkollektion wie bei einer Verkaufveranstaltung unterhalten und kaputt lachen. Selbst das Moorhuhn lacht.
Abends legt sich der Wind und Fledermäuse ziehen ihre Kreise.
20.04.2006 Kilglass - Carrick On Shannon - Lough Key / Drumman Island
Bootsfahrzeit: 5,5 Stunden
Früh aufgestanden. Flache Wolken ziehen langsam über uns hinweg. Wir genießen die trockene und sonnige Fahrt durch die schönen Carnadoe-Waters zurück zum Lough Boderg.
Die Sonne begleitet uns bis zur Albert Lock. Im Jamestown Kanal haut ein fullspeed fahrendes Boot von den Athlone Cruisern fast meine Kaffeetasse um, als ich netterweise auch noch vor der Brücke halt mache, um ihn durchzulassen. *Grrrr!* Der Kanal ist umgepflügt und unsere Ruhe gestört. Wir erfreuen uns trotzdem an den immer mehr grünenden und blühenden Büschen und tuckern weiter bis Carrick On Shannon. Am Anleger unterhalb der Brücke legen wir an und lassen uns von unerfahrenen Miet- und Privatbootfahrern durchschaukeln, die verkniffen die Brücke im Visier haben und meinen, bei ein bisschen Strömung und Wind mit Vollgas fahren zu müssen. Aber der Schwimmanleger ist gut konstruiert und schwingt bestens mit.
Ich laufe in den Ort und denke, diesmal musst du wohl oder übel in die Bäckerei. Ich gehe noch bis zur Kurve weiter und habe Glück! Donnerstags ist Organic Markt. Ich erstehe Beefsteaks von ehemals glücklichen Rindern, leckeren Schafs- und Kuhmilchkäse aus Belturbet (!), homemade bread und vier Sorten Fisch aus Killybegs. Der Fischhändler bedient vor mir eine alte Oma, die sich nur eine Makrele leisten kann, und packt ihr umsonst eine zweite dazu. Als er sieht, wie ich ihn anlächle, zwinkert er und erzählt mir später, dass Oma jede Woche kommt und sich immer nur eine Makrele, den preiswertesten Fisch, leisten kann. Meine halbe Geldbörse habe ich am Fischstand gelassen, aber ich bin mir sicher, dass Omas Extra-Fische für die nächsten Wochen gesichert sind. Ich gehe mit meinem Rieseneinkauf und einem warmen Gefühl ums Herz zurück zum Boot.
Es gibt ein herzhaftes Mittagessen und ich zeige Willi lebende Garnelen, die wir abends zubereiten werden. Den Rest friere ich dank des hervorragenden Kühlschrankes ein. Da die neue Marina noch kein Wasser hat, halten wir noch kurz bei Emerald Star und füllen eben solches auf.
Wir fahren langsam den Boyle rauf. Außer einem großen Arbeitsboot begegnet uns niemand. Der Boyle ist mal eine Abwechslung zum breiten Shannon, aber auch dementsprechend flach, trotz etwas erhöhtem Wasserstand, und felsig. Im Sommer bei Niedrigwasser bestimmt ein mit Vorsicht zu befahrender Fluss. Wir schleusen in der Clarendon Lock mit einem Tara-Boot, das fast die Schleusenmauer rammt, und treffen Liam Cox, den netten Schleusenwärter von Clondara wieder. Er berichtet uns, dass die Arbeiten, die Schleuse zu automatisieren, jetzt beginnen.
Nach der Schleuse habe ich das Tara-Boat im Nacken und ich bin froh, dass er, als es breiter wird, endlich vorbeiziehen kann. Er schneidet jede Kurve und jeden Marker. Wir lästern und überlegen, dass Tara-Fahrer deswegen Stahlboote mieten, weil sie woanders kein GFK-Boot mehr bekommen. Wir genießen den sonnigen und nur leicht bedeckten Lough Key und legen an der Drumman Island an.
Abends gönnen wir uns ein Fläschchen mit altem Rebensaft, begleitet von einem Feuerwerk am Sternenhimmel und schlemmen mit in Knofi gebratenen irischen Riesengarnelen.
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