Sonntag 29.04.2007 Castle Caldwell - Tom´s Island
Bootsfahrzeit: 3,2 Stunden
Am nächsten Morgen sehen wir, wie die beiden Boote außen am Steg durchgeschaukelt werden. Sie verlassen uns früh.
Der Himmel ist zunächst bedeckt, und es ist ziemlich windig. Später fahren wir bis vor die Inseln raus, aber der Ostwind Stärke 5 mit Böen 6-7 hat über die lange Wasserfläche ziemlich hohe, kurze Wellen aufgebaut, gegen die wir eine längere Zeit anfahren müssten. Zudem frischt es manchmal in Böen bis 7 auf. Wir beschließen, lieber bis abends zu warten und legen wieder bei Castle Caldwell innen an.
Die Sonne lässt sich wieder blicken und es wird warm. Mittags kommen Stefan, Wilhelm, Conni und Melanie reingeschaukelt und legen neben uns an. Da es Stefan am Anleger zu wellig ist (sein Windmesser zeigt selbst im Schutz der Halbinsel 5 an), entscheiden sie nach Belleek weiter zu fahren. Dazu müssen sie nur eine Weile schräg gegen die Wellen anfahren, können dann aber beidrehen und mit den Wellen weiterfahren. Für Stefan und Wilhelm mit ihrer Erfahrung trotz zwischendurch auch stärkerer Böen eine zu bewältigende Aufgabe mit einer Inver Countess. Sollte es zu heftig werden, würden sie bestimmt nicht zögern, beizudrehen. Sie gönnen sich nur etwas leichte Kost und wir wünschen ihnen einen guten Ritt!
Meine Wetterbeobachtung von gestern hat mich nicht getäuscht. Gegen vier Uhr ziehen wie gestern vom Meer her Wolken auf und der Wind nimmt um ein bis zwei Windstärken ab. Wir fahren ohne allzu starkes Wellenreiten nach Lusty Beg. Der Anleger dort ist voll und so fahren wir weiter. Je weiter wir nach Osten kommen, desto ruhiger wird der See. Wir schauen bei Davy´s Island vorbei, doch dort liegen die Schweizer Hardcoreangler. So entscheiden wir uns für Tom´s Island. Dort treffen wir zufällig eine netten Familie aus Belfast wieder, die wir vom letzten Jahr her kennen. Wir erfreuen uns ihren Wasserskikünsten im Abendlicht.
Montag 29.04.2007 Tom´s Island - White Island - Tom´s Island
Bootsfahrzeit: 2,6 Stunden
Ein strahlend blauer Tag beginnt. Der Wind bläst wieder mit Windstärke 5 aus Ost. Wir beschließen die letzten zwei Tage ohne Stress zu verbringen und machen eine Rundfahrt auf dem See und ein wenig Inselhopping. Davy´s Island ist immer noch von den Schweizer Hardcoreanglern belegt, die wir an allen möglichen Jetty´s mit ihrem Dingi anlegen sehen, wo sie mit ihren Hegenen den Barschen nachstellen.
Nach einer Rundfahrt legen wir an White Island an. Ein Rib vom Heritage Service kommt an, eine handvoll Mitarbeiter entsteigt dem Boot und macht Fotos von den Steinfiguren für einen survey. Da es wochenlang kaum geregnet hat, ist die sonst sehr feuchte Insel gut begehbar und wir erkunden sie in alle Richtungen. Der Wind ist warm und es ist wieder T-Shirt-Wetter.
Nachmittags drehen wir noch einmal mit dem Boot zur Abkühlung eine Runde über den See. Ich kann mich an dem strahlendem Blau von Wasser und See mit seinen ihn umgebenden Klippen und Hügeln gar nicht satt sehen. Die zahlreichen bewaldeten Inseln bieten mit ihren dunkelgrünen Nadelbäumen und dem frischen Grün der Laubbäume ein harmonisches und zugleich abwechslungsreiches Bild. Wir legen wieder bei Tom´s Island an und werden wieder mit einem traumhaften Sonnenuntergang verwöhnt.
Dienstag 01.05.2007 Tom´s Island – Muckross - Davy´s Island - Tom´s Island
Bootsfahrzeit: 3,5 Stunden
Unser letzter Tag begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und Wind, der wieder mal mittelstark aus Osten bläst.
Wir machen einen Ausflug nach Nordosten und besuchen Muckross. Dort schauen wir zu, wie an der Slipway Pferde Baden gehen. Auf der Rückfahrt fällt uns ein Boot auf, dass vor Lusty More an einer ungewöhnlichen Stelle zu ankern scheint. Wir können aber wegen dem Schaukeln durch die Wellen durch das Fernglas nichts Genaues erkennen.
Um Castle Rock herum fahren wir zurück und legen am nun leeren Anleger von Davy´s Island an. Willi geht an Land und ruft: "Das darf nicht wahr sein! Welch eine Sauerei!" Ich schaue mir an, warum Willi entrüstet ist. Er angelt seit 50 Jahren, aber so etwas hat er in all der Zeit nicht gesehen. Die Überreste ihrer Mini-Barschabschlachterei haben die Schweizer einfach neben dem Steg ins Wasser geworfen! Eine häufige Irlandbesucherin aus Deutschland, die gerne Fisch isst und auch angelt, sagte mal: "Ich esse keine Babys." Das sind aber etliche, deren Überresten zu unseren Füßen liegen, mal ganz davon abgesehen, dass man so keine Fischabfälle entsorgt.
Ein Boot von Waveline mit einem Paar als Crew dreht eine langsame Runde vor dem Steg. Sie sind aber nicht an uns interessiert, sondern suchen Stefan & Crew. Wir legen ab und fahren wieder in einem Bogen zu Tom´s Island. Auf der Fahrt dorthin sehen wir Mickey´s Arbeitsschnellboot in einem Tempo auslaufen, das nichts Gutes ahnen lässt. Wie uns Liz später erzählt, war das Boot eines anderen Vermieters, was wir bei Lusty More gesehen haben, tatsächlich aufgelaufen, aber nicht erst heute, sondern schon gestern Nachmittag! Unglaublich! Dass sie dort so die Nacht verbracht haben! Liz meint, es sei ein älteres Paar und sie wollen nie mehr Boot fahren …
Das nächste ungewöhnliche Erlebnis begegnet uns am Anleger von Tom´s Island. Ein paar Jungs aus der Umgebung nehmen Ende April ein kurzes "Erfrischungsbad“ im kalten Seewasser. Wir leihen einem von ihnen noch eine Rettungsweste, weil er darum bittet. Kaum eine Meile vom See entfernt ist er aufgewachsen, kann aber nicht schwimmen! Das wundert uns doch. Schon wieder habe ich ein "unglaublich“ auf den Lippen.
Wir lassen zur Abkühlung an diesem warmen Tag die Füße im Wasser baumeln. Es hat kaum 10 Grad! Trotzdem springen einige von ihnen mit Anlauf ohne sich vorher Abzukühlen hinein und ich habe schon fast vom Zuschauen einen Herzstillstand. Ein wohlbeleibter Junge kommt sichtlich geschrumpft wieder aus dem Wasser und hält sich mit Schmerz verzerrtem Gesicht sein edles Teil, das er jetzt wahrscheinlich mit der Lupe suchen muss, mit beiden Händen fest.
Später treffen Stefan & Crew auch ein. Willi angelt noch ein wenig und wir beschließen unseren letzten Abend mit gegrillten Lammkoteletts, gewürzt mit dem Rest von dem Rosmarin, den wir von Norbert geschenkt bekommen haben. Ein traumhafter Sonnenuntergang lässt uns wehmütig werden.
Mittwoch 02.05.2007 Tom´s Island - Aghinver Boat Company
Bootsfahrzeit: 0,5 Stunden
Wir können es nicht lassen, drehen noch eine Runde über den ruhigen See und schauen noch einmal auf den blauen Lower Lough Erne nach Nordwesten hinaus.
Dann legen wir bei Aghinver an und tanken noch einmal nach. Andi lässt mich rückwärts in den Hafen einparken. Na noch einmal eine Prüfung? Ich mache es punktgenau und Andi ist nun auch von meiner bestandenen Prüfung überzeugt: "Excellent Tina!"
Da wir in einen späten Transfer haben und das Boot heute nicht mehr raus geht, können wir uns Zeit lassen. Wir packen die restlichen Sachen und räumen das Boot auf. Mittags geht es mit einem schnellen Transfer nach Dublin und abends landen wir in Düsseldorf. Deutschland hat uns wieder, aber ein Teil von uns möchte am Liebsten sofort wieder nach Irland zurück aufs Wasser.
Was gibt es sonst noch zu berichten?
90,5 Fahrstunden sind wir unterwegs gewesen, gemütliche 3,75 Stunden durchschnittlich pro Tag.
Ungefähr 3,6 l Diesel pro Stunde haben wir verbraucht.
Wegen dem traumhaften Wetter hatten wir nach dreieinhalb Wochen eine „Mittelmeerbräune“, über die Liz staunte. Sie meinte, wir seien die sonnengebräuntesten Menschen gewesen, die sie je zu dieser Jahreszeit bei der Abgabe eines Bootes gesehen hat, solange wie sie die Marina betreiben. Das solle ich ruhig genauso in unserem Reisebericht im Internet schreiben. Mein Vater hat uns am Flughafen gar nicht erkannt und meinte, er hätte gedacht, wir würden zu dem dunkelhäutigem Mann gehören, der vor uns raus kam. Naja, er hatte wohl seine Brille nicht auf.
Ja die Schweizer. Da sag ich jetzt nichts mehr zu, außer dass wir uns schärfere Kontrollen zur Einhaltung der Angelbestimmungen wünschen.
Dann gibt es da auch noch eine weitere ernsthafte Problematik: Die Iren und ihr geringes Umweltbewusstsein und der geradezu fahrlässige Umgang mit ihren einmaligen Naturschätzen. Seufz, ja auch so ein Thema, das in fast jedem Urlaub in Variationen immer wieder auftaucht. Bauwut, Gülle, Abwasser, Müll um nur einiges zu nennen. Die Menschen übertreffen sich manchmal bei Entschuldigungen und Erklärungen für das eigenes Nicht- oder Falsch-aus-Gewohnheit-und-Zwängen-Handeln gegenseitig. Im Wahljahr sind natürlich die Politiker im Visier, auf die man dann alle Verantwortung abschiebt. 2007 ist ein solches Jahr. Politiker, die über Jahre nichts tun, um zu unterbinden, dass Fabriken, die über alle Grenzwerte hinaus Formaldehyd und andere Gifte in den Shannon einleiten, kümmern sich nun aber um den Toilettengang eines Bootsfahrers, um bei der EU gut da zu stehen. Lassen wir auch das. Schließlich haben auch in Deutschland die Kinder ihre Eltern erst erziehen müssen, bevor sich beim allgemeinen umweltbewussten Handeln etwas änderte, und wo sie das nicht konnten, haben sie diese einfach "entmachtet".
Immer wieder haben wir absolut nette Begegnungen mit hilfreichen Bootsbesitzern und Wasserfreunden in Irland. Und diesmal möchten wir das ausdrücklich betonen. Beipielsweise können wir auch mittlerweile gut Anlegen, aber eine hilfreiche Hand in Ruhe entgegengestreckt bereitgehalten, ist eine nette Geste und wir bedanken uns dafür immer. Manchmal ist das ein Ausgangspunkt für ein nettes Gespräch. Auch Mietbootfahrern, wie dem netten englischen Paar mit dem scheuen Hund aus dem Tierheim, das wir auf Lough Key und später wiederholt im SEW getroffen haben, begegnen wir gerne. Auch das nette Gespräch mit einem Paar mit zwei Hunden in den Quivvy Waters, die nach dem Boot ihrer Freunde geschaut haben, hat uns Spaß gemacht. Ach, da gab es so viele nette Menschen! Das führt zwar nicht dazu, dass ich die Blöden vergesse, aber die freudige Erinnerung an gutherzige und freundliche Menschen in meinem Herzen überwiegt.
GPS ist ein nettes Spielzeug für erwachsene Kinder auf den Inlandwasserwegen in Irland. Willi findet es auch ganz nett und sammelt Daten für die Kartenerstellung und ist fast jeden Anleger zur Verwunderung und Belustigung manch anderer Bootsfahrer abgelaufen.
Ein Mink zeigte sich in seinem Revier am Jetty von Kilglass von den Bauarbeiten unbeeindruckt und jagte direkt vor der Spundwand im Wasser.
Ein Fuchs kreuzte unseren Weg im Lough Key Forest Park, sah uns verdutzt an und verschwand wieder.
Das warme Wetter brachte viele Büsche und Bäume in kurzer Zeit zum Grünen und Blühen und die Trockenheit bescherte uns einen gelben Blütenstaubfilm auf den Fenstern und dem Boot.
Alles in allem waren es erlebnisreiche und mit v i e l Sonne verwöhnte Wochen auf den irischen Inlandgewässern!
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