Sonntag 15.04.2007 Quigley´s Marina - Lanesborough - Clondara Lock
Bootsfahrzeit: 4,7 Stunden
Der Tag ist sonnig mit einem morgens zunächst leichten Wind aus Südwest. Wir fahren mit einer Brise im Rücken über den Lough Ree zurück Richtung Norden.
In Lanesborough machen wir Pause und während das Kaffeewasser kocht, schaue ich aus dem Fenster. Drei kleine Mietboote laufen rasend schnell im kurzen Abstand ein. Während ich mit dem Wasserkessel in der Hand inne halte und mit Willi noch anfange, zu überlegen, ob das jetzt ein super cooles gekonntes Anlegemanöver werden wird, bahnt sich eine kleine Katastrophe an. Wir kommen gar nicht so schnell in die Schuhe, um zu helfen. Aber unsere Reaktionsgeschwindigkeit stellt sich als unbedeutend heraus, da alle unsere Zurufe von den drei Booten, von denen sich zwei Mannschaften zunehmend in Panik befinden, so gut wie ignoriert werden.
Der Mannschaft des ersten Bootes misslingt aufgrund des Windes ein Rückwärts(!)anlegemanöver in der letzten (!) Box. Der Wind bläst auflandig. Sie schaffen es mit viel Glück und Willis Hilfe am letzten Steg innen fest zu machen.
Währenddessen laufen erst das zweite und dann das dritte Boot auf Grund. Ich hoffe, dass die Metallmatten der Uferbefestigung durchgängig verbaut sind. Die nachträgliche Besichtigung des Uferbodens zeigt aber, dass da oben auf noch etliche große Steine liegen. Boot 2 kommt zum Liegen zwischen Ufer und Marker. Ich rufe ihnen zu, sie sollen sich am Marker fest machen und den Motor abstellen.
Boot 3 war hinter ihnen auf Grund gelaufen und mit Vollgas wieder raus gefahren und rammt jetzt wiederholt die Stege. Ich entscheide, erst einmal dieses Boot "einzufangen", während sich Willi um Boot 1 kümmert. Der Skipper reagiert jedoch auf kein Zurufen. Auch seine Frau ist kaum reaktionsfähig. Ich rufe ihr immer wieder zu, sie solle ihren Mann beruhigen und erreichen, dass er mich wahrnimm und meine Hilfe annimmt. Doch er ist in Panik und fährt mit hoher Umdrehungszahl immer wieder vor und zurück. Schließlich hört er doch auf mein Zurufen und ich zeige ihm Lenkmanöver an. Nach einem weiteren Rammen des Steges bekomme ich ihn dazu, so einzulenken, dass mir seine Frau die hintere Leine anreichen kann. Doch sie steht wie angewurzelt da. Erst nach wiederholtem Zurufen wacht sie aus ihrer Schockstarre auf und gibt sie mir endlich die Leine. Ihr Mann ist immer noch in Panik und ich mache die Leine sicherheitshalber nicht ganz fest. Ich bitte die Frau, ihren Mann dazu zu bringen, nichts mehr zu tun, in neutral zu gehen und am Besten solle er den Motor ausmachen. Das macht er natürlich nicht. Willi war unterdessen mit Boot 1 beschäftigt und nun rufe ich ihn. Er geht auf das Boot 3 und scheucht den panischen Fahrer vom Steuer. Willi dampft über meine Spring in Ruhe ein. Der Mann gerät wieder in Panik, weil Willi während des Manövers mal nach hinten geht, um zu gucken, ob ich mit der Spring klar komme. Wir machen Nr. 3 fest und ich versuche die beiden Besatzungsmitglieder zu beruhigen, damit sie ohne Rettungsweste uns nicht noch auf den Steg hüpfen und ins Wasser fallen, was dem Mann dann 10 Minuten später dennoch fast passiert wäre.
Boot 1 hat inzwischen Boot 2 längsseits geholt. Wie sie mir erzählen, hat Boot 2 sich nicht am Marker festgehalten, sondern mit dem Bootshaken davon zum Ufer hin auch noch abgestoßen!
Wie auch immer, alle drei Boote sind erst mal vertäut. Willi empfiehlt den Crews von Boot 2 und 3 in den Motorraum zu schauen. Boot 2 hat etwas Wasser im Bug. Nach Befragen sagt die Frau von Boot 2, dass sie morgens geduscht hat. Wahrscheinlich ist dort nur eine Abwasserleitung leicht undicht. Wir empfehlen mehrfach nachdrücklich, den Vermieter anzurufen und zu unterrichten. Die drei Besatzungen beschließen, dass alles normal ist und alle gehen erst mal einkaufen.
Wir widmen uns wieder unserem Kaffeekochen und schütteln innerlich den Kopf. Nach der Mittagspause legen wir ab und fahren Richtung Tarmonbarry. An der Eisenbahnbrücke holen uns drei uns wohlbekannte Boote ein. Als ein breiteres Stück beginnt, gebe ich ihnen viel Raum und lasse alle drei überholen. Wir folgen ihnen langsam und mit Abstand.
Wir kommen wieder bei dem Boot vorbei, das vermutlich bei dem Dezember-Hochwasser 2006 an Land gespült wurde. Ein Bild, das in der Seele weh tut. Wie sollte man es dort bergen können?
An der Einfahrt zum Camlin halte ich an und wir beobachten, wie die ersten zwei Boote des Dreiertrupps ziemlich unkonventionell nur mit dem Bug am Anleger unterhalb der Schleuse fest machen und Boot Nr. 3 sich dafür entscheidet, Richtung Wehr zu fahren. Kurz vor Erreichen von diesem dreht er um. Wir entscheiden uns für den Camlin und verbringen mit der freundlichen Erlaubnis des Schleusenwärters eine ruhige Nacht am oberen Schleusenanleger.
Montag 16.04.2007 Clondara Lock - Camlin
Bootsfahrzeit: 1,3 Stunden
Der sonnige Tag beginnt wieder mit Nebelschwaden, die vom Wasser her aufsteigen. Wir holen uns vom Schleusenwärter sein Einverständnis, noch ein paar Stunden liegen zu bleiben. Willi bleibt auf dem Boot und ich mache mich zu einem ausgiebigen Spaziergang durch Torfabbaugebiete und entlang des Royal Canal auf.
Die Torfbahn hat eine eigene Klappbrücke über den Kanal, die schon mit der notwendigen Selbstbedienungstechnik ausgestattet ist. Es wird bestimmt eine spannende Sache eine Schienenhebebrücke zu bedienen und es juckt mir in den Fingern. Die letzte Schleuse in Richtung Richmond ist noch vor ihrem Umbau leer und mit einem Damm gesichert. Es ist interessant, mal eine Schleuse vom inneren Aufbau zu sehen.
Die Richmond Mill, in der Wohnungen errichtet werden, erfährt mit der geplanten Wiedereröffnung der Royal Canals bestimmt noch mal eine Wertsteigerung und Willi und ich überlegen, ob wir nicht den alten geschlossenen Pub an der Clondara Lock erwerben und wiederbeleben sollen. Wer weiß, was uns alles noch so einfällt.
Es ist sonnig und warm und wir schleusen zur Verwunderung des Schleusenwärters wieder runter, obwohl wir Richtung Norden wollen. Ein weiteres Mal treffen wir den sympathischen Schleusenwärter von Tarmonbarry und haben mit ihm wieder ein nettes Gespräch über die drei Boote von gestern Abend und die Bausünden am Shannon. Wir winken ihm zum Abschied. Von Norden aus fahren wir ein Stück in den Camlin und legen am Ufer an. Die von uns mitgebrachten Mooring-Sticks erweisen gute Dienste. Man sollte jedoch vielleicht vorm Anlegen am Schilf besser die Fenster schließen ...
Dienstag 17.04.2007 Camlin - Dromod - Carnadoe Quay
Bootsfahrzeit: 2 Stunden
Nachts haben uns die Feen des Camlin umschwirrt und geflüstert. Mit dem Tagesanbruch im Morgennebel haben sie sich zurückgezogen. Der Himmel ist etwas bedeckt, aber er reißt immer wieder auf und die Sonne taucht alles in ein warmes Licht.
Gegen Mittag erreichen wir Roosky und Toni begrüßt mich mit einem "Hello Skipper!" und einem Zwinkern. Wir legen zum Einkaufen an und Toni öffnet uns anschließend wie verabredet die Brücke. Diesmal eilt er auf dem Fahrrad herbei.
Der Hafen von Dromod, den wir zum Wassernachtanken ansteuern, ist bis auf ein Boot leer. Der nette Skipper von diesem kommt heraus, um uns beim Anlegen zu helfen. Es nieselt mal etwas. Später kommt ein single-handed Boot zum Wassertanken. Der schon etwas ältere Skipper grüßt freundlich und verlässt kurz vor uns den Hafen und wir folgen ihm Richtung Carnadoe, wo wir am Quay anlegen.
Die sonnigen Abschnitte werden länger und wir verbringen den Nachmittag mit Angeln. Der Himmel wird abends sternenklar und die Nacht kühl. Ein paar große Fledermäuse fliegen mal wieder übers Boot.
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