26.09.2006 Crom Castle - Ballyconnell - Haughton Shore
Bootsfahrzeit: 5 Stunden
Ein nebeliger Morgen. Der Gad-Tower liegt in verhüllter Stimmung. So haben wir ihn auch noch nicht gesehen. Wir fahren den Hochwasser führenden Woodford nach Ballyconnell rauf. Während der Morgen trocken war, meint der Himmel uns nachmittags bis Haughton Shore seine feuchte Seite zu zeigen. Wir fahren trotzdem auf der Fly. Der Anleger vor Lock 3 ist komplett unter Wasser und wir werden von einem Mitarbeiter von Waterways Ireland geschleust. Der kleine Anleger in Haughton Shore steht auch bis zur Kante unter Wasser. Abends beruhigt sich das Wetter.
27.09.2006 Haughton Shore
Bootsfahrzeit: 1,5 Stunden
Der Morgen beginnt mild und zunächst trocken. Der Wetterbericht verkündet Sturm. Nach dem Frühstück drehen wir eine ausgiebige Runde über Lough Garadice. Der Wind frischt auf und wir reiten ein wenig auf den Wellen. Es beginnt zu regnen und wir beschließen, einen Ruhetag einzulegen und kehren nach Haughton Shore zurück. Die Dusche an Bord ruft. Sie ist mit einem Sitz versehen und sehr bequem. So bequem wie ein Ohrensessel. Das verleitet das älteste Mitglied der Crew mit Pantoffeln in die Dusche zu gehen! Während diese im Wind trocknen, trifft der Aalfischer vom Lower Lough Erne aus Kesh mit seinen lebenden Aalen zur Vermarktung ein. Er deponiert den Fang von einer Woche vorübergehend im Wasser an der Slipway. Sie bieten uns Aale zum Kauf an, aber ich lehne dankend ab.
Nach und nach kommen zwei Fischer aus der weiteren Umgebung mit ihren Aalen in Spezialanhängern an. Ein LKW einer holländischen Firma trifft ein.
Der Aalhandel beginnt. Die Aale werden gewogen und in die Wassercontainer des LKW umgefüllt. Einige versuchen, zu entwischen, werden aber von den Männern sofort wieder eingesammelt. Als sie fertig sind, halten sie noch ein Schwätzchen. Der Verschluss des Behälters auf dem LKW ist oben noch offen. Unbemerkt schafft es ein großer Aal hinauszuspringen. Er weiß genau, in welche Richtung er muss. Nach fünf Minuten hat er es geschafft und gleitet in das Wasser.
Der Wind nimmt zu und es beginnt zu stürmen. Die "Mirabelle" aus Enniskillen, ein kleines, altes Boot aus den 40er Jahren, trifft ein. Hinter ihr macht noch ein kleines Mietboot mit einem coolen jungen Paar fest. Sie verbringen den Abend kiffend mit lauter Musik bis spät in die Nacht. Wir liegen jedoch weit genug weg und hören die Musik nur gedämpft.
Irische Aalexporte, Dioxine und weltweiter Bestandsrückgang
Irische Aale werden vor allem in die Niederlande und nach Deutschland exportiert.
Ich erinnere mich daran, dass vor ein paar Jahren der Aalfang im Isselmeer untersagt wurde, weil die Aale zu viel Dioxin und dioxin-ähnliche polychlorierte Biphenyle (PCB) enthielten. Auch bei uns am Niederrhein ist es leider so, dass die Aale stark belastet sind.
Mittlerweile ist der Aalbestand weltweit dramatisch zurückgegangen und man weiß, dass die europäischen Grenzwerte für Dioxine für den menschlichen Verzehr zwar halbwegs o.k. sind, aber nicht für die Fortpflanzungsfähigkeit der Aale. Hierzu wird an der Universität von Leiden eifrig geforscht.
In Europa haben nach heutigem Kenntnisstand die Aale in Sardinien und im Westen von Irland die niedrigste Dioxin-Konzentration. Ende der 90er war mal in der Republik Irland geplant, den Export von 250 Tonnen jährlich auf mehrere tausend Tonnen hochzuschrauben. Doch der Aal-Bestand geht auch in Irland (Republik und Nordirland) erheblich zurück. |
28.09.2006 Haughton Shore - Ballyconnell - Quivvy Waters
Bootsfahrzeit: 5,4 Stunden
Der Wind hat sich über Nacht gelegt. Als erstes bricht morgens die "Mirabelle" auf und ihre Ein-Mann-Besatzung bläst dem lauten Pärchen von gestern Abend einen Morgen- und Abschiedsgruß auf einer großen Muschel. Auch ein weiteres Boot und wir hupen beim Losfahren.
Willi angelt und gibt meiner Mutter für einen kurzen Moment die Angel. Es ruckelt an der Rute. Der erste Hecht ihres Lebens hat angebissen!
Wir fahren bei trockenem Wetter und ein paar sunny spells bis Ballyconnell.
Kurz davor versperrt ein Arbeitsboot von Waterways Ireland mit einer Arbeitsplattform den Woodford. Die Bäume am Ufer werden geschnitten. Wir legen uns in die Strömung und warten, bis sie eine schmale Lücke für uns frei machen. Wir lassen uns - ohne die Schraube zu benutzen - hindurchtreiben.
Diesmal machen meine Eltern einen kleinen Einkaufbummel in Ballyconnell.
Nachmittags fahren wir weiter den Woodford hinunter. Ich freue mich auf den nun folgenden schönen Flussabschnitt, aber das, was uns dort erwartet, ist alles andere als schön. Wir fahren ab ein paar hundert Metern oberhalb der Corraquill Lock durch einen Ölfilm, den wir erst bei Crom Castle verlassen. Den Abend verbringen wir mit gedrückter Stimmung in den Quivvy Waters.
Mehr über den Ölunfall und welche Möglichkeiten ein Bootsurlauber hat, die zuständen Behörden zu informieren, gibt es hier zu lesen.
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